Die Gruppenkonzepte
Die Gruppenkonzepte orientieren sich gleichermaßen an der Montessori- und an der Reggio-Pädagogik. Montessori-Materialien und -Prinzipien werden eingesetzt, um die Kinder in ihren „sensiblen Phasen“ zu fördern. Neben diesem pädagogischen Arbeitsmaterial kommen phantasiefördernde Materialien aus dem Alltagsgebrauch zum Einsatz.
Dabei steht das „selbstständige Tun“ des Kindes im Mittelpunkt. Das Kind erhält die Möglichkeit, sich aktiv mit seiner Umwelt auseinander zu setzen, von seinen sensiblen Phasen geleitet, durch eine von uns vorbereitete Umgebung. Diese Umgebung wird immer wieder mit neuen Impulsen angereichert, um allen Altersstufen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Das Kind erprobt zunehmende Unabhängigkeit, knüpft soziale Kontakte und lernt, Verantwortung zu übernehmen.
Das Kunstverständnis entstammt der Reggio-Pädagogik. Eine Vielfalt von Materialien und kreativen Angeboten (Malen an der Staffelei, freies Experimentieren etc.) bieten den Kindern die Möglichkeit, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.
Unsere tägliche Arbeit spiegelt die wertvollsten Aspekte aus den zwei pädagogischen Ansätzen wider:
- Bedürfnisse und Interessen des Kindes ernst nehmen
- Einzigartigkeit und Besonderheit eines jeden Individuums schätzen
- Kindern die eigene „Sprache“ lassen
- Lebenssituation und/oder momentane Verfassung berücksichtigten
- Selbständigkeit fördern
- Experimentierfreude unterstützen
- Künstlerisches Ausdrücken zulassen
- „Sensible Phasen“ erkennen
Der Sinn der Reggio- und Montessori-Pädagogik liegt für uns darin, dass die Kinder ihre Potentiale entfalten können. Dies kann gelingen, wenn wir stets die folgenden Ziele für die Kinder vor Augen haben:
- Selbstständigkeit
- Solidarität
- Sozialisation
- Kompetenzerweiterung
- Kreativität
- Kritikfähigkeit
- Konfliktbewältigung
- Experimentelles Denken
Die Beobachtung und der Dialog
Der Dialog zwischen Kindern, Erzieherinnen und Eltern ist eine der wichtigsten Grundlagen unserer Pädagogik und findet auf verschiedene Arten statt. Spontane Beobachtungen während des normalen Freispiels und der Angebote werden von den Erzieherinnen zusammengetragen, ausgewertet und mit den Eltern besprochen. Im Alltagsgeschehen findet außerdem ein kontinuierlicher Austausch über die Kinder statt. Diese punktuellen Beobachtungen werden optimal ergänzt durch das Leuvener Beobachtungsmodell: Dabei werden das Wohlbefinden und die Engagiertheit der Kinder in verschiedenen Bereichen eingeschätzt und somit Entwicklungsprozesse und Daten über jedes Kind festgehalten. Die Ergebnisse daraus werden gemeinsam ausgewertet.
Aus dem beobachteten Verhalten kristallisieren sich aktuelle Themen, Interessen und Bedürfnisse der Kinder heraus, und das jeweilige Entwicklungsniveau wird deutlich. Daraus entstehen zum einen grundlegende Impulse für die weitere pädagogische Arbeit, aber auch neue individuelle Ansatzmöglichkeiten: Die beobachtete Intensität und die Ausdauer, mit denen sich Kinder einem Thema nähern oder davon betroffen sind, machen das Thema für uns z.B. zum möglichen Projekt oder zur Aktionsreihe.
Ein weiterer Schwerpunkt gezielter Aktivitäten liegt in der Orientierung an den verschiedenen Altersstufen. Aus den unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Interessen der Kinder gestalten wir altersspezifische Kleingruppenangebote. Wichtig ist uns, dass wir durch die Altersstruktur der Gruppe (1-6 Jahre) in die Lage versetzt werden, einen familienergänzenden Umgang miteinander zu leben.
Sozialisation und Kommunikationsfähigkeit werden durch Sprache und Spiel in Klein- und Gesamtgruppenangeboten aus den unterschiedlichsten Bildungsbereichen erweitert, beispielsweise
- Gesprächskreise
- Sing- und Spielkreise
- Klanggeschichten
- Schattenspiele
- Bewegungsaktivitäten
- Gartenarbeiten
- Geschichten vorlesen
- Angebote mit Montessori-Material
- Kreativangebote in der Reggio-Ecke oder im Werkraum
- Situative Angebote
- Hauswirtschaftliche Angebote
- Ausflüge
In mehreren Lernschritten bearbeiten wir kontinuierlich verschiedene Themen, u.a. Forschung (z.B. Weltraumwissen), Konfliktkultur, geschichtliche Fragen, Sinnes- und Körperwahrnehmung sowie Medien- oder Alltagsproblematiken. Die Identitätsfindung und die Stärkung der Gruppenzugehörigkeit stellen wichtige Entwicklungsschritte aller Altersstufen dar, die wir konstant fördern. In diesem Zusammenhang sind einige konkrete Schwerpunkte Maria Montessoris, die wir im Alltag umsetzen:
- Die Übungen des täglichen Lebens, wie der Ämterplan (Kinder übernehmen Dienste, z.B. Tische decken oder Blumen gießen), die Pflege des eigenen Körpers, Übung der Koordination oder auch Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen.
- Die Übungen des praktischen Lebens, wie Wasser gießen, Übungen des Faltens, Hände waschen etc.
- Die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit allen Sinnen zu ermöglichen, unterstützt von sinnspezifischem Material
- Die kosmische Erziehung, d.h. das Kind erfährt seine Position im Kosmos und lernt, durch Natur und Sachbegegnung die Welt zu erforschen und Zusammenhänge zu klären.
Weitere Stufen des Lernens ergeben sich durch die Partizipation der Kinder bei allen sie betreffenden Angelegenheiten. In regelmäßigen Gesprächskreisen geben wir den Kindern die Möglichkeit, sich zu Themen zu äußern, sowie Entscheidungsprozesse zu initiieren und mitzugestalten. Dies kann die Beteiligung an pädagogischen Angebotsthemen ebenso beinhalten wie die Auseinandersetzung mit alltäglichen Themen des Kita-Lebens. Hierüber erhalten die Kinder die Möglichkeit, demokratische Prozesse kennenzulernen und zu üben. Sie erleben sich als Teil einer Gemeinschaft, in deren Schutz sie selbstbewusst, kompetent, solidarisch und verantwortungsvoll denken und handeln lernen.
Die Schulbereitschaft der Kinder überprüfen wir, speziell zwei Jahre vor Schulbeginn, durch den Fragebogen des Leuvener Beobachtungsmodells. So erhalten wir Hinweise, welche Bereiche stärker in der pädagogischen Arbeit berücksichtigt und wie die Kinder individuell weiter gefördert werden können. Im Gespräch werden die Eltern über die für die Schule relevanten Stärken und Schwächen ihrer Kinder informiert. Sie bekommen vor der Einschulung den Schuleinschätzungsbogen zur Schulbereitschaft.
Dialog beinhaltet für uns auch, im Gespräch mit den Eltern zu bleiben. Einen kontinuierlichen Kontakt gewährleisten wir durch regelmäßige Elternabende (ca. alle 8 Wochen), Gespräche nach Wunsch oder einfache Feedbacks zum aktuellen Stand, die monatlich angeboten werden.
Unser Kommunikationsrohr sind die „sprechenden Wände“: Diese zeigen Fotos, welche die pädagogischen Prozesse der Kinder dokumentieren, sowie selbst erstellte Werke. Dadurch, dass die Werke in der Einrichtung ausgestellt werden, wird so gleichzeitig dem Kind die Wertschätzung seiner Arbeit vermittelt. Daneben können die Eltern häufig Mitschriften von Stuhlkreisen lesen, die immer wieder sehr begeisternd sind. Für jedes Kind führen wir ein Tagebuch, in dem kleine Episoden oder bedeutsame Momente festgehalten werden. Auch eine individuelle Eingewöhnungszeit, die Teilnahme der Eltern an Festen und Feiern, Geburtstagskreisen, Bau- und Aktionstagen, Diensten sowie Hausbesuche der Erzieherinnen ermöglichen eine besonders große Nähe zwischen Kindern, Eltern und uns Erzieherinnen. So schaffen wir eine Transparenz in alle Richtungen: Die zwei Welten der Kinder werden integriert und die Kinder fühlen sich in beiden Umgebungen wohl.